Stubenreinheit bei Welpen

(oder bei manchen Hunden aus dem Tierschutz)

Ein ganz wichtiges Thema ist das Thema „Stubenreinheit“, das wohl zu den allerersten Trainingsthemen für Besitzer von Welpen ist. Aber auch Hunde aus dem Tierschutz, die vielleicht noch nie in einem Haus gewohnt haben, müssen manchmal die Stubenreinheit erst erlernen.

Fragen von (Erst-) Welpenbesitzern sind häufig:

– Ab wann muss ein Welpe stubenrein sein?

– Unser Hund macht draußen nicht, aber nach dem Gassi wieder drinnen? Was kann ich dagegen tun?

– Wenn wir zu Hause sind, ist unser Welpe so gut wie stubenrein. Wenn er muss, stellt er sich vor die Tür. Wenn wir nicht da sind, geht alles schief.

– Wie bringe ich unserem Hund bei stubenrein zu werden?

– Unser Hund ist 16 Wochen alt. Wieso ist er noch nicht stubenrein? Ist das normal?

Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen die Sorgen und Unsicherheiten rund um das Thema Stubenreinheit nehmen.

Vorab ein paar Informationen

Kontrollfähigkeit der Blase und des Darmausgangs

Unsere jungen Hunde können ca. im Alter von 6 Monaten ihre Blase und ihren Darmausgang aktiv kontrollieren. Dabei gibt es auch innerhalb eines Wurfes individuelle Unterschiede. Ähnlich Kindergartenkindern sind die einen Hunde dabei schneller und andere eben langsamer. Unsere Labradorhündin gehörte wohl zu den Spätentwicklerinnen und war erst mit 8 Monaten wirklich zuverlässig stubenrein.

Dies allerdings damals auch nur, wenn die Tagesabläufe alle gleich abliefen. Sobald sich Abweichungen von der täglichen Routine ergaben, konnte es sein, dass sie plötzich unruhig wurde und ich wusste: „Jetzt aber schnell raus mit dem Hund.“

 Nicht jeder Hund reagiert gleich auf eine Veränderung. Sehr wahrscheinlich besonders aufregend sind Besuchssituationen, ungewöhnliche Außengeräusche, Kranksein vom Hund oder eines Familienmitglieds oder anderes. Vielleicht klingelt die Nachbarin oder der Paketbote, vielleicht gibt es mehrtägigen Weihnachtsbesuch etc.

Vielleicht gab es auch ein ungewöhnliches Erlebnis auf dem Spaziergang, das bei unserem Hund Unruhe oder Aufregung verursacht, ohne, dass wir dies als Auslöser erwartet hätten. Diese Aufregung oder Unruhe kan dazu führen, dass der Hund sich (und seine Blase) verkrampft. Sobald die Aufregung nachlässt, entspannen sich Hund und Blase. Letztere entleert sich dann.

  1. Erlernen der Stubenreinheit

Zunächst gibt es die bekannte Faustregel, die besagt, dass man stets nach bestimmten „Ereignissen“ mit dem Hund heraus gehen soll, so

nach jedem Spiel

– nach dem Schlafen

– nach dem Fressen,

– nach jeder Aufregung

– nach jeder Abweichung von der täglichen Routine.

So lernt der Hund, dass die Hundetoilette sich draußen befindet.

 

2.1 Vorgehen in neuen Gebieten:

Gehen Sie also (nach dem Schlafen, Spielen, Fressen, nach einem Aufreger) SOFORT mit Ihrem jungen Hund nach draußen. Wandern Sie dort nicht lange und weit herum, sondern bleiben Sie auf einem weichen Untergrund (Rasen, Häcksel, Waldboden etc.) stehen.

– Ihr Hund hat die Leinenlänge (1,5 bis 2 m), in deren Radius er sich um Sie herum bewegen kann.

Jetzt warten Sie ab. Und Sie bleiben stehen (ein lockerer, breiterer fester Stand federt ggf. Leinenzug ab).

– Sprechen Sie Ihren Hund nicht an. (Damit er nicht abgelenkt wird, sondern sich auf das Erschnüffeln der Umgebung konzentrieren kann.)

– Denken Sie an etwas Nettes oder beginnen Sie langsam lautlos zu zählen, damit Ihnen nicht langweilig wird.

Beobachten Sie Ihren Hund. Sie werden mit der Zeit erkennen, wie er sich verhält, wenn er sich gleich lösen wird.

– Bleiben Sie geduldig, falls Ihr Hund etwas länger braucht.

Gerade Hundekinder finden die Welt draußen so spannend, dass sie es schon einmal  „vergessen“ können, sich zu lösen, weil sie schnüffeln oder spielen „müssen“.

– Bleiben Sie immer noch geduldig.

Ihr Hund hat sich endlich gelöst! Juchuh!

Sobald sich Ihr Hund gelöst hat, dürfen Sie sich „wie Bolle“ freuen. Loben Sie Ihren Hund mit dem immer gleichen „Belohnungswort“ (viele Menschen benutzen „Fein“ oder „Prima“).

Merken Sie sich die Stelle für das nächste Mal!

Markieren Sie die Stelle (für sich) z. B. mit einem Stein oder einem Stöckchen, das Sie dort in den Boden stecken, machen Sie ein Zeichen mit Kreide auf einen Stein und legen ihn daneben etc.

Auf diese Weise werden Sie die „Lösestelle“ Ihres Hundes wiederfinden.

Ihr Hund (und andere Hunde ebenfalls) werden die Stelle geruchlich als geeignetes Hunde-WC wiedererkennen.

Steuern Sie diese Stelle beim nächsten Mal direkt an. Das macht es Ihrem Hund beim nächsten Mal leichter, sein Geschäft zu erledigen.

2.2 Vorgehen in bekanntem Gebiet:

Vielleicht haben Sie sich bereits eine Stelle gemerkt, an der sich Ihr junger Hund schon einmal gelöst hat (neben einem Strauch in Ihrem Garten, unter einem bestimmten Baum im Stadtpark, neben einem bestimmten Laternenpfahl, auf dem Rasen neben dem dritten Pflasterstein der Treppe etc.).

Damit haben Sie einen großen Vorteil für Ihr weiteres Training!

Steuern Sie diese Stelle sofort an und warten Sie dort ab. Ihr Hund (und ggf. andere Hunde auch) werden diese Stelle als Hundetoilette wieder erkennen und diese entsprechend nutzen. Bleiben Sie stehen. Geben Sie Ihrem Hund die bekannte Leinenlänge (nicht mehr). Behalten Sie Geduld und gehen Sie ggf. warm eingepackt nach draußen, damit Ihr Hund sein Geschäft in Ruhe erledigen kann.

Ihr Hund hat sich gelöst! Juchuh!

Sobald sich Ihr Hund gelöst hat, dürfen Sie sich wieder „wie Bolle“ freuen. Loben Sie Ihren Hund mit dem immer gleichen „Belohnungswort“ (viele Menschen benutzen „Fein“ oder „Prima“).

2.3 Sich lösen auf Signal

Wenn Sie die Anzeichen Ihres Hundes dafür, dass er sich gleich lösen wird, kennen, können Sie es mit einem „Signal“ (mancher sagt auch „Kommando“) belegen, „Mach schnell“, „Mach Pipi“, „Beeil dich“ etc.

Ein Hund kann (genauso wie Zootiere) lernen, sich auf ein Signal hin zu lösen.

Wenn Sie dies trainieren wollen, dann sagen Sie stets während des Pinkelns eine immer gleiche „Floskel“ wie z. B. „Mach schnell“ o. Ä. Dies kann auch für den Fall, dass man es eilig hat oder im Verlauf des Hundelebens einmal eine Urinprobe genommen werden muss, sehr praktisch sein.

2.4 Anzeichen, dass Ihr Hund sich gleich lösen muss

Ihr Hund zeigt meist Anzeichen, dass es gleich losgeht. Darum macht es Sinn, den jungen oder neu eingezogenen Hund gut zu beobachten. Beginnt er, unruhig zu werden, zu winseln, sich auf der Stelle zu drehen, dabei zu schnüffeln, zur Tür zu laufen, dann wird es „höchste Eisenbahn“ schnell mit dem Hund hinaus zu gehen.

Auch hierbei kann jeder Hund individuell anders sein und unterschiedliche Anzeichen zeigen. Manche Hunde, wie unsere erste Hündin, laufen auch nur zur Tür und schauen hinaus – ohne zu winseln.

Mein Hund ist draußen sehr aufgeregt und pinkelt auf der Gassirunde nicht. Was soll ich tun?

Gehen Sie wie oben beschrieben vor. Denken Sie daran, dass es draußen für Ihren Hund sehr, sehr spannend und aufregend ist. Er als Nasentier nimmt hunderte von Gerüchen und Fährten wahr, die ihn vergessen lassen, dass er eigentlich doch „muss“. Zu Hause angekommen weichen dann die Aufregung und Anspannung und die Blase kann sich lösen – leider am falschen Ort.

Auch kann es sein, dass Ihr Hund einfach gern draußen (in der aufregenden Umgebung ist). Wenn Sie nach dem Lösen sofort wieder hinein gehen, kann es sein, dass der junge Hund lernt, dass es sich lohnt, so lange wie möglich den Urin einzuhalten, weil es nach dem Lösen ja wieder hinein geht.

Hier ist der Tipp: Nach dem Lösen den Hund noch ein paar Minuten durch die Gegend schnüffeln lassen, bevor man zurück oder wieder hinein geht.

Die nächste Regel heißt: Geduld bewahren. Ihr (junger) Hund muss so viel Neues lernen, seitdem er bei Ihnen eingezogen ist.

Sobald sich Ihr Hund löst, loben Sie ihn überschwänglich. Nutzen Sie dazu ein Belohnungswort „Fein“, „Prima“, Top“ etc. und geben Sie ihm DANACH ein kleines Leckercherchen.

Mein Welpe ist noch nicht stubenrein. Kann ich ihn allein lassen?

Dies würde ich nicht tun. Wenn Sie den Hund nicht beobachten (lassen) können, sollte er nicht allein gelassen werden. In seiner Not (unabhängig davon, dass er als soziales Tier das Alleinbleiben erst erlernen muss) wird er ggf. in die Wohnung machen, ohne etwas dafür zu können.

Was kann ich tun, damit mein Hund nachts stubenrein wird?

Der Liegeplatz des Hundes während der Nacht sollte in der Nähe des Menschen sein, damit dieser mitbekommt, dass der Hund raus muss. In vielen Fällen hat sich eine offen bleibende Transportbox bewährt. Sobald man hört, dass der Hund die Box verlässt oder zu winseln beginnt, geht man so rasch wie möglich nach draußen. Wieder loben wir überschwänglich, wenn sich unser Hündchen gelöst hat.

Was tun, wenn mein Hund doch einmal in die Wohnung/ins Haus macht?

Sehr wahrscheinlich haben wir unseren Hund nicht oder nicht gut genug beobachtet und seine Anzeichen verkannt.

In diesem Fall sollten wir die Folgen des Missgeschicks kommentarlos beseitigen und uns über uns selbst ärgern, weil wir nicht besser aufgepasst haben. Bitte folgen Sie nicht völlig überholten Tipps wie den Hund in die eigenen Exkremente zu drücken. Dies wird Ihr Hund nicht verstehen und wird den Bindungsaufbau Ihres Hundes zu Ihnen stören!!!

Möglichkeiten sich zu lösen – eine ungefähre Zeiteinteilung:

In den ersten Tagen nach dem Einzug Ihres jungen Hundes sollten Sie tagsüber jede Stunde, die Ihr Hund wach ist, mit ihm hinaus gehen – am besten an die Stelle, an der er sich schon einmal gelöst hat („seine draußen-Hundetoilette„).

In den ersten drei Lebensmonaten sollte der Hund ungefähr alle 2-3 Stunden die Möglichkeit haben, sich zu lösen – natürlich nur, wenn er wach ist.

Zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat kann diese Zeit gesteigert werden und man geht ca. alle 3-4 Stunden mit dem jungen Hund hinaus.

Ab dem 6. Monat sollte ein Hund spätestens alle 5 Stunden die Möglichkeit bekommen, sich zu lösen (auch als erwachsener Hund) – ausgenommen nachts.

„Ungünstige“ Wohnbedingungen

Menschen, die nicht den Luxus eines ebenerdigen Gartens direkt neben der Wohnung haben und ggs. auch in einer höheren Etage wohnen, werden es gerade anfangs wahrscheinlich nihht immer rechtzeitig mit dem Hund nach draußen schaffen.

Hier kann man sich anfangs für Notfallsituationen mit Welpenmatten oder Inkontinenzmatten helfen, zu denen man den unruhig werdenden Welpen führt, wenn man merkt, dass man es rechtzeitig nicht mehr nach draußen schafft.

Man sollte jedoch stets versuchen, den Hund frühzeitig nach draußen zu bringen, damit er sich nicht zu sehr daran gewöhnt, die Matten zu benutzen.